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Kognitive Dissonanz II

 

Dazu fasse ich noch einmal kurz zusammen:

kognitive Dissonanz stellt sich ein, wenn vorhandene Denkmuster, Denkgewohnheiten, Glaubenssätze und Überzeugungen mit neuen, womöglich wiedersprechenden Wahrnehmungen nicht verträglich sind. Unwillkürlich, reflexartig setzt die Abwehr, Verleugnung, Verdrängung der nicht zu den vorhandenen Mustern passenden Inhalte ein. Meistens verläuft das Abblocken unbewusst. Denkmuster werden durch Narrative und Frames sehr fest verankert. Wird diese Verankerung durch starke Emotionen, insbesondere Angst, flankiert, bilden sich im Denken fast unüberwindliche Abwehrstrukturen.

Die Erfahrung bestätigt leider immer wieder, dass Versuche, diese Strukturen durch Argumente, Vernunft oder gar nachweisbare Fakten zumindest aufzuweichen, um auch nur die Möglichkeit einer alternativen Perspektive aufzumachen scheitert. Je nach Kommunikationssituation ist damit zu rechnen, dass sich die Verteidigung verstärkt und das, den Mustern unvertraute, Neue mit zunehmender Aggression abgewehrt wird. Die Aggression richtet sich vor allem gegen die Person, von der die Irritation ausgeht. Meinungen, die nicht dem beherrschenden Narrativ und Frame entsprechen werden als bedrohlich und feindlich zurückgewiesen. Wer die Muster in Kenntnis der Ergebnisse der Kognitionswissenschaft setzt, kontrolliert die Menschen.

Die Medien wiederholen alle Narrative, Frames und Bedrohungsbilder, die vom Beginn einer Kampagne eingesetzt worden sind, permanent. Dies wirkt auf die Dauer wie eine Imprägnierung.

 

Auffallend ist aber, was in den Medien kaum vorkommt: Berichte über die Opfer der Maßnahmen. Im momentanen Fall: leidende Alte, Kinder und Behinderte, wir sehen keine Bilder von Menschen, die voller Angst nicht mehr aus dem Haus gehen, wir sehen keine Opfer häuslicher Gewalt. Wir erfahren nichts von den Hunderttausend nicht behandelten Kranken und abgewiesenen Hilfesuchenden in den Krankenhäusern.

Und das mit „gutem“ Grund!

 

Diese Bilder werden nicht gezeigt, damit Mitgefühl und Empathie weitestgehend ausgeschlossen werden kann.

Genauso wie Gefühle die Wirkung von Narrativen, Frames und Bedrohungsszenarien verstärken, können sie auch zu ihrer Auflösung und zum Abbau der induzierten Abwehr beitragen.

Konfrontieren wir Menschen mit echtem Leid, von Angesicht zu Angesicht, wird die angeborene Empathiefähigkeit die schroffen Abwehrstrukturen gewissermaßen „unterlaufen“. Wenn wir es schaffen, dass sich unser Gegenüber vorstellen kann, was für ein schreckliches Leben die Alten und Behinderten in ihren abgeriegelten Heimen drei Monate lang führen mussten und es auch immer noch müssen. Wenn es gelingt, ein Mitgefühl dafür zu erwecken, wie es sich anfühlt, elend und vereinsamt zu sein dann wird es möglich zu verstehen, in welch schlimme Lage, Angst und Sicherheitsneurosen viele Menschen weltweit gebracht hat. Von dort aus öffnen sich dann auch Wege aus der Beherrschung durch die suggestive Kraft der Narrative und Frames.

Um nicht beim nächsten Gespräch über die „Situation“ mit Wahrheit, Fakten und guter Argumentation als „Coronaleugner*“ an einer mehr oder weniger aggressiven „Festungswache“ zu scheitern und womöglich selbst zunehmend frustrierter und ärgerlicher zu werden, wählen wir einen anderen Weg. Im Zentrum des Gesprächs stehen reale Folgen und realer Schmerz. Sich damit auseinander zu setzen wird zwar gerne vermieden, um der damit einhergehenden Kognitiven Dissonanz zu entgehen. Aber genau so wenig wie ein normaler Mensch ein weinendes Kind ignorieren kann, fällt es schwer, Schmerz und Elend unserer Mitmenschen zu verdrängen. Ein neuer Zugang kann entstehen, der auch den Umgang mit ansonsten abgewehrten Informationen ermöglicht.

 

* "-leugner" ist übrigens ein geniales Framing: denn, man verleugnet die Wahrheit, wer dreimal lügt dem glaubt man nicht, Petrus hat Christus verleugnet – als Leugner ist man erledigt!